Fl: Protest gegen Bundeswehr-Werbemobil an der Schule

Flensburg, 28. und 29.11.2012: SchülerInnen des Regionalen Bildungszentrums (Kooperation zweier Berufsschulen: der Eckener und der Hannah-Arendt Schule) staunten am Dienstag morgen nicht schlecht, denn auf der Einfahrt zu ihrer Schule hatte sich die Bundeswehr mit ihrem Werbemobil aufgebaut, um den Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Vorteile einer Karriere beim Militär näherzubringen. Gelockt wurde mit den üblichen Phrasen von sicheren Jobs, guter Bezahlung, Aufstiegschancen, Männlichkeitsidealen und einem Hauch Abenteuer. Eine Jugendoffizierin war abkommandiert um durch die Klassen der Eckener Schule zu gehen und für die Bundeswehr zu werben. Bei der „Puddingschule“ Hannah-Arendt Schule (pädagogischer Schwerpunkt und mehrheitlich weibliche Schülerinnen) schien selbiges nicht von der Bundeswehr gewünscht zu sein – LehrerInnen der Hannah Arendt wussten nicht einmal, dass das Bundeswehrmobil kommt.

Glücklicherweise blieb der Besuch der Bundeswehr von antimilitaristischer Seite nicht unbeantwortet und sehr spontan konnte sich eine Gruppe von AktivistInnen finden, die mit Transparent und Flyern ausgerüstet den Mythos Bundeswehr entzaubern wollte. Die Bundeswehroffiziere versuchten das noch mit etwas bequatschen abzuwenden, der Stuss war aber so ein ausgemachter („Deutschland führt keine Kriege, denn das ist laut dem Grundgesetz verboten“) dass die AntimilitaristInnen wenig beeindruckt weitermachten. Bundeswehr und Schulleitung resignierten genervt und ließen die Proteste unwidersprochen passieren, „solange es friedlich bleibt.“ Das blieb es, die Bundeswehr hat nicht auf ihr Arsenal an Mordwaffen zurückgegriffen und der Bundeswehreinsatz im Inneren blieb bislang auch aus.

Insgesamt können wir ein positives Fazit ziehen. Die Werbearbeit der Bundeswehr wurde durch die Proteste empfindlich gestört, die Präsenz von DemonstrantInnen machte das Gespräch mit den Werbeoffizieren den meisten dann doch zu „peinlich“. Das Echo seitens der Schülerschaft war gemischt. Es gab Zuspruch, aber auch saudoofe Plattitüden. Insbesondere junge Männer versuchten sich mit irgendwelchen Klischees über Linke zu profilieren, waren dann in der Regel aber doch zu „feige“ für ein wirkliches Gespräch. Kritisch bleibt anzumerken, dass ein solcher Werbebesuch an einer großen Flensburger Schule, inklusive Privataudienzen bei den Klassen, überhaupt möglich war. Militärpropaganda hat unserer Meinung nach vor allem dort nichts zu suchen, wo sie sich in den Mythos von angeblich neutraler Wissensvermittlung kleiden kann.

Dass der ganze Mist auf dem Wohlwollen der Schule gewachsen ist, zeigt sich unter anderem auch an dem Verhalten der Schulleitung gegenüber einer Schülerin, die als politisch aktiv gilt: sie wurde mit Schulverweis bedroht, sollte sie die Arbeit der Bundeswehr in irgendeiner Form behindern.

AktivistInnen konnten aus einem Gespräch des leitenden Werbeoffiziers heraushören, dass die Bundeswehr noch zwei weitere Tage vor der Schule werben wolle. Das ermöglichte es ihnen, am Folgetag besser vorbereitet wiederzukommen. Diesmal erschienen sie selbst in Uniform und warben mit lockenden Worten für das Sterben im heldenhaften Einsatz für das Vaterland. Waren die Proteste am ersten Tag von Bundeswehr-Seite aus noch belächelt worden, schienen die geschulten Offiziere von dieser Art der Überidentifikation doch empfindlich getroffen und zeigten sich sehr erbost. Dies bescherte den übereifrigen Rekrutierungshelfenden zu deren Freude weitere Aufmerksamkeit für ihr Anliegen und so verteilten sie unbeirrt ihre Informationen.

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