Während vor dem Sportlerheim in Potzehne einige Teilnehmende des antimilitaristischen Camps gegen das Gespräch demonstrierten, hatten sich drinnen knapp 20 Camperinnen und Camper eingefunden, um die drei Repräsentanten der Bundeswehr mit den Folgen ihres Handelns zu konfrontieren. Während zwei Stunden prallten unterschiedliche Sichtweisen aufeinander.
In einem Diskussionspunkt konnte Übereinstimmung erzielt werden; der Pressesprecher der Soldaten Poloczeck formulierte: „In der Politik geht es immer um Macht und Interessen. Die Bundeswehr folgt dabei dem Primat der Politik.“ In der Bewertung dieses Sachverhalts wurde allerdings deutlich, dass sich Positionen unversöhnlich gegenüberstehen. Die Vertreter der Bundeswehr akzeptieren ihre Funktion in einer Befehlskette, in der wirtschaftliche Interessen notfalls mit militärischer Gewalt durchgesetzt werden. Die Antimilitaristinnen dagegen wenden sich vehement gegen gesellschaftliche Strukturen, in denen Wachstum und Profit über den Interessen der Menschen stehen, und in denen der Wohlstand einer Gesellschaft auf Kosten anderer gesichert wird.
Poloczeck hielt fest, dass Soldaten den Dienst verweigern könnten und müssten, wenn sie ihn nicht mehr mit ihrem Gewissen vereinbaren könnten. Gerade dies forderten die Campleute ein, die darauf hinwiesen, dass die Bundeswehr inzwischen von einer Verteidigungsarmee zu einer terroristischen Vereinigung geworden sein, wenn man unter Terrorismus den Einsatz von tödlicher Gewalt zur Durchsetzung politischer Interessen versteht. Sie wiesen darauf hin, dass Deutschland seit dem Kosovokrieg immer wieder in eigentlich grundgesetzswidrige Angriffskriege eingebunden sei, die zerstören anstatt zu schützen: So seien z.B. durch den Einsatz von radioaktiver Uranmunition in den jugoslawischen Teilrepubliken ganze Landstriche nicht mehr bewohnbar, ohne die Gesundheit zu riskieren.
„Die Politik besteht aus Handelnden, ihnen muss auch die Möglichkeit menschlicher Fehler eingeräumt werden“ rechtfertigte Oberstleutnant Hering Kriegseinsätze, von denen sich im Nachhinein erwiesen hat, dass sie auf falschen Behauptungen basierten. Dem hielten die Friedensbewegten entgegen, dass Kriegsfolgen nicht rückgängig gemacht werden können, dass die Opfer eben tot sind. Sie zogen die Legitimation des Militärapparates insgesamt in Frage, da z.B. auch Deutschland in Büchel (Eifel) mit der nuklearen Teilhabe in die Drohung mit völkerrechtswidrigen Atomwaffen eingebunden sei. Darüber hinaus würden die wirklichen Kriegsgründe bei Militäreinsätzen durch Lügen und einseitige Information verschleiert.
Insofern bat die älteste Teilnehmerin des Kreises die drei Bundeswehrvertreter in ihrem Schlusswort nach dem zweistündigen Gespräch darum, die aufgeworfenen Widersprüche zwischen ihren Absichten, sich für Demokratie und Menschenrechte einzusetzen, und den zerstörerischen Ergebnissen von Rüstung und Krieg in ihren Herzen zu bewegen.
„Solange Soldaten schießen oder das Schießen trainieren, gibt es für uns kein nachvollziehbares Ziel, warum mit der Bundeswehr Argumente ausgetauscht werden sollen.“ sagt einer der Kritikerinnnen dieses Gesprächs. „Wir wollen der Bundeswehr keine Möglichkeit geben so zu tun, als ließe sich über Kriegsrechtfertigung diskutieren. Gegen Diskussionen mit Soldatinnen , die sich über Desertion informieren wollen, oder Probleme in der Bundeswehr schildern wollen, haben wir nichts. Aktuell waren keine Soldaten bei dem Treffen, die über Probleme reden wollten, sondern Offiziere des Pressestabes, deren Aufgabe es ist, Betroffenheit zu simulieren und Krieg als zwar schlechteste, aber doch unvermeidliche Lösung schönzureden. Wir bleiben dabei: kein Werben fürs Sterben!“