Heute war mal wieder Besuchstag für Jan-Patrick in Beelitz.
Bis auf lustig rumhampelnde Soldaten (sie nennen es „salutieren“) verlief der Besuch wenig spektakulär – Jan-Patrick wurde mit dem Überlebenswichtigen versorgt und gut unterhalten.
Ansonsten hofft er, dass er nun nächste Woche Mittwoch das letzte mal aus dem Arrest
entlassen wird um dann am Donnerstag „unehrenhaft“ aus der Bundeswehr zu fliegen. Alles andere wäre eine Schweinerei!
Nun aber zu seinem Bericht:
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zwischen.bericht.05
Der Besuch eines Freundes aus Berlin am 06.11. war eine willkommene Abwechslung für die kurze Stunde, die er dauerte. Da ich -wie schon häufiger erwähnt- nicht sonderlich viel Abwechslung erlebe, kam es so, dass das Gesprächsthema nur kurzzeitig mein Befinden im Arrest war. Es war einfach schön mal über was anderes, bzw. überhaupt mal ein bisschen zu reden (die Soldaten haben hier in Beelitz bislang ja kaum mit mir gesprochen). Außerdem konnte ich endlich mal wieder etwas mit Geschmack trinken. Ansonsten habe ich auf der Zelle nämlich nur Mineralwasser – und im „Mannschaftsheim“ einkaufen und auch noch Geld bei der Bundeswehr lassen muss ja nicht sein.
Am Tag nach dem Besuch kam leider keine Post für mich und so musste ich ohne beantwortete Briefe ins Wochenende gehen. Das Wochenende war bis auf eine kleine Ausnahme genauso langweilig wie das zuvor. Sonntag fand auf dem angrenzenden Sportplatz während meiner Ausgangszeit ein Fußballspiel statt, dass ich mir durch zwei Zäune anschaute. Meine Ausgangszeit durfte ich sogar um etwa 15 Minuten über strapazieren um bis zum Abpfiff zu schauen. Schön war das Spiel nicht, aber amüsant, weil einer der Schiedsrichterassistenten in der zweiten Halbzeit nur noch sporadisch am Spielfeldrand stand und die Fehler des Schiedsrichters lauthals kritisierte.
Montag gab es wieder ein wenig Post. Dabei war auch ein dicker Umschlag mit mehreren Briefen, der erst jetzt aus Holzdorf nach Strausberg und von dort nach Beelitz nachgeschickt wurde. So bekam ich Post, die teilweise über 2 Wochen alt war, erst jetzt. Dass manche von euch noch keine Antwort erhalten haben liegt somit daran. Ein weiterer Grund ist der, dass ich von einigen Menschen nicht zum ersten Mal Post bekam, nun aber eine Antwortadresse fehlt – und meine gesammelte Post in Strausberg im Spind liegt. Zu dem war ich am Wochenende zu sehr im „Harry-Potter“-Wahn, so dass ich es immer weiter verschob Briefe zu beantworten, die seither gekommen sind. Alles was noch nicht beantwortet ist wird ab Freitag beantwortet, bzw. sobald mir die Antwortadressen vorliegen.
Dienstag kam gar keine Post für mich an, dennoch bekam ich einen kurzen Besuch aus Strausberg. Mittwoch ist bisher niemand gekommen und aufgrund der Uhrzeit vermute ich, dass auch niemand kommen wird. Folglich wird auch heute keine Post für mich gekommen sein.
Natürlich besteht auch die Möglichkeit, dass die Soldaten keine Lust mehr aufs Autofahren haben oder mir aus einem anderen Grund keine Post mehr gebracht wird. Für den Fall, dass ihr Post so versendet habt, dass ich sie am 11. oder 12.11. hätte bekommen müssen, dann wäre das ein Indiz für letztere Vermutung. Vielleicht wollen aber heute [Mittwoch] aber auch bloß alle beim Gelöbnis in Strausberg dabei sein und weinen, wenn die andern ihre vaterländische Treue schwören.
Seit dem letzten Zwischenbericht scheinen die Soldaten komischerweise gesprächiger zu werden. Jedenfalls finden sich beim Rauchen oder beim Ausgang immer mal wieder ein Gesprächsthema. Klar sind das nicht unbedingt horizonterweiternde Gespräche, aber immerhin besser als ständig zu schweigen.
Heute kam übrigens ein neuer Arrestant in die Zelle nebenan. Kontaktmöglichkeiten gibt es aber keine, da getrennt zum Essen gegangen wird und sich die Wünsche zu rauchen nicht überschneiden. Allerdings ist der andere Arrestant auch „richtiger“ Soldat, der nur einfach gegenüber eines Vorgesetzten die Beherrschung verlor und die Hände nicht bei sich lassen konnte.
Gerade habe ich zum dritten Mal zu Hause anrufen können und nun die Namen meiner BesucherInnen erfahren. Somit hab ich morgen wieder etwas, auf das ich mich freuen kann.
Da sich dieser Bericht nun dem Ende neigt, möchte ich nochmal alle darauf hin weisen, dass ich die handvoll Briefe, die noch unbeantwortet sind, nun beantworten werde. Da dieser Arrest in sieben Tagen endet und dann mit jedem Tag meine „unehrenhafte“ Entlassung wahrscheinlich wird, will ich jetzt nicht erneut um mehr Briefe bitten. Wartet erstmal ab, ob es noch zu einem vierten Arrest kommen wird und macht dann im Fall des Arrestes so weiter wie vor drei Wochen noch. Die momentane Rate von etwa einem Brief täglich kommt nicht an die fünf-Briefe-je-Tag-Rate ran.
Naja, ich hab noch genug Bücher hier und weiß mir auch ohne Post die Zeit zu vertreiben….
drückt mir die Daumen….
Jan-Patrick (Pogo)
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Nun bleibt uns noch die Aufforderung an jeden Soldaten sich ein Beispiel an den beiden Arrestanten in Beelitz zu nehmen!
Wir sehen uns Samstag zur Kundgebung in Beelitz
Kommentare zum Artikel:
- 16. November 2008 um 14:52 Uhr
Irgendwie glaube ich dir nicht, dass du hier alles durchgelesen hast. Einige deiner Fragen und Aussagen wurden schon irgendwo (und seis in Kommentaren) beantworten, bzw widerlegt.
Ob der Bund einem was beibringen kann, sei mal dahingestellt; aber ich kann fuer mich sprechen, wenn ich sage, dass es mir auch ohne Militaer egal ist, welchen Schulabschluss mein gegenueber besitzt. Intelligenz bemesse ich weder an Quotienten noch an Buchstaben und Zahlen auf einem Stueck Papier – und so kenne ich auch ‚dumme‘ Abiturienten.
Dass der Bund mir Gehorsam und Unterordnung „beibringt“, will ich gar nicht. Und andere erzieherischen Ziele sehe ich, wie gesagt, keine.„Kein Mensch muss muessen.“ (Lessing; Nathan der Weise)
Oder etwa doch?
17. November 2008 um 15:15 Uhr
@ Michael,
Hi,
zunächst einmal freue ich mich, daß es hier doch zu Diskussionen kommt, denn das soll ja auch so sein. Ich denke, daß die Diskussionnen außerhalb des Blogs größer sind, ist jedenfalls meine Erfahrung. Nun zu Deinen Anmerkungen. Klar gibt es 1000 Möglichkeiten sich ausmustern zu lassen. Darum geht es aber gar nicht. Es geht darum zu zeigen, daß man für das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben eintritt. Staatliche Zwangsdienste sind eine Menschenrechtsverletzung, egal ob in der BRD oder in China, und es ist endlich an der Zeit, dieses in Deutschland zu diskutieren und anzuprangern. Wenn man sich eine Lehrstelle sucht, dann macht man das freiwillig, weil man in dem entsprechenden Betrieb eine Ausbildung machen möchte, bzw. einen Beruf erlernen möchte. Wenn man „Wehrdienst“ leisten soll, dann ist das eine unfreiwillige Zwangsaktion, mit der nach neuesten Statistiken 85 % der betroffenen, männlichen „Opfer“ nichts mehr zu tun haben möchten. Ist ja auch verständlich. Die Zeit könnte man sinnvoller nutzen, z.B. im Aufbau einer beruflichen Karriere. Zusammenhalt ist meiner Meinung nach etwas, was auf freiwilliger, menschlicher Basis entsteht und nicht befohlen werden kann, denn alles andere wäre heuchlerisch und unzuverlässig. Ein konkretes Beispiel für den „Zusammenhalt“ hätte ich da auch noch. Da mein 19 jähriger Ziehsohn und ich einen überdurchschnittlichen guten Draht zueinander haben, kenne ich natürlich auch einen großen Teil seiner Kumpels. Einer seiner Freunde erklärte im Alter von 17 Jahren, daß er nur eine Perspektive sehen würe, nämlich den Beitritt zu Bundeswehr. Dieser Junge hatte selbst den Hauptschulabschluß vergeigt, war aber überzeugt, beim Wachbattallion, ürgendwo bei Siegburg, eine entsprechende Ausbildung machen zu können. Ich habe ihn noch gewarnt undgesagt, daß dort srundenlanges stehen gefordert sei, und seine „Kameraden“ ihn mobben würden, was den schulischen Abschluß betrifft. Nun, er ist hin, und wurde nach drei Wochen mit schweren psychischen Schäden entlassen, (als Zeitsoldat), weil jeder Abiturrient ihn gemobbt hatte, seine Kameraden ihn als „Stubendeppen“ ansahen, und auch sonst nicht mit ihm redeten. Soviel zum Thema „Zwangskammeradschaft. Ich persönlich habe übrigens die Erfahrung gemacht, daß ich immer dann am Besten klargekommen bin, wenn ( Ausnahme Familie), ich mein Ding alleine durchziehen musste, ohne „gute Freunde oder Kameraden“friedliche Grüße,
der Frank
19. November 2008 um 7:26 Uhr
hiho
ich habe mir mal eure threats durchgelesen und ich muss sagen sehr eindrucksvoll geschildert wie es im „loch“ so von statten geht.
Aber ich muss ganz ehrlich sagen ich verstehe nicht was du ihr oder wer auch immer damit bezwecken wollt? ihr lasst euch mustern um zum bund zugehn um da dann im Loch zulanden raff ich echt net^^ auserdem hatt man heutzutage alle möglichkeiten für die man sich entscheiden kann vom wehrdienst über zivildienst(iss nenn Witz was man da machen kann) bis hin zum katastrophenschutz mal a,m Wochenende bissel feuerwehr spielen juhu^^ und ihr geht zum bund? um euch einlochen zulassen und dann hier zuschreiben das ihr eure briefe später bekommt löl im knast wartest auch 14tage auf post und sich für den dienst an der waffe zu melden und das net verweigern ist halt so dann musst das auch leisten. Kann ja auch net mir nenn auto baun lassen und dann es nicht kaufen^^
17. Januar 2009 um 14:07 Uhr
Ich hab mir mal die Mühe gemacht und hab alles durchgelesen was du hier von dir gelassen hast und ich kanns absolut nicht nachvollziehen.
Warum musst du denn hier einen auf großen Helden machen?
Jeder halbwegs intelligente Mann schafft es sich vor der Bundeswehr und auch dem Zivildienst zudrücken. Es gibt hunderte Methoden sich ausmustern zulassen und wenn man das halt nicht auf die Reihe kriegt muss man wohl oder übel mit den Konsequenzen leben. Was willstn du machen falls du mal ne Lehrstelle bekommst? Da musst du auch machen was dein Ausbilder von dir verlangt und wenn du da auch verweigerst, sitzt du ganz schnell wieder auf der Straße und fällst dem arbeitendem Steuerzahler zur Last.
Hätte bei mir wischen dem Schulabschluss und Ausbildungsbeginn nicht über ein Jahr Zeit gewesen, dann wär ich wohl auch nie zum Bund gegangen, aber im Nachhinein kann ich echt froh sein, dass ich da war.Denn man lernt viel mehr als nur schießen und kämpfen, man lernt auch ein paar wichtige Dinge fürs Leben. Wie zum Beispiel den Zusammenhalt untereinander, da ist es dann scheißegal ob der andere Abiturient ist oder Hauptschüler, die Hauptsache ist das man zusammenhält und nicht versucht sich alleine durchs Leben zuschlagen.