Deutschland Totalverweigern- Solidarität mit dem Totalverweigerer Jan-Patrick

Am 1.10. wird Jan-Patrick von der Bundeswehr eingezogen. Er soll zum Luftwaffenausbildungsregiment in Strausberg (nahe Berlin). Er wird die Kaserne freiwillig betreten, dort dann aber jeden Befehl verweigern. Er wird Totalverweigern.
Zu erwarten ist, dass er dann direkt in den Arrest der Bundeswehr gelangt. Zu nächst wahrscheinlich nur für einige Tage, nach einem Tag Unterbrechung kann dann aber sofort die Bundeswehr interne „Höchststrafe“ von 21 Tagen Arrest eintreten – und das im schlimmsten Fall einige mal hintereinander.
Arrest bei der Bundeswehr bedeutet 23 Stunden am Tag in einer Einzelzelle, einmal die Woche für eine Stunde Besuch und zum Glück uneingeschränkt Post. Nachdem die Armee ihre Repressionsmöglichkeiten ausgeschöpft hat, kommt Jan-Patrick wieder frei und wird dann nach einiger Zeit wahrscheinlich mit einem Prozess konfrontiert werden.

Totalverweigerung

Die Totalverweigerung ist eine radikale Absage an Militarismus, an konstruierte Grenzen und Nationen. Sie ist die konsequente Verweigerung, Teil des Militärappartes zu werden und sich von Autoritäten die Art und Weise der eigenen Lebensführung vorschreiben zu lassen. Sie ist konsequenter Protest gegen globale Kriege, Ausbeutung und Ausgrenzungen – von denen nicht zuletzt Europa und Deutschland, durch billige Produkte aus Ausbeutungsbetrieben oder durch (Waffen-)Exporte profitieren.
Mit diesem Schritt verteidigt Jan-Patrick sein Recht auf Selbstbestimmung – und landet wohl erst einmal im Knast.

Bundeswehr

Die Bundeswehr hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Sie ist nun weltweit im Namen von „Humanität“, „Demokratie“ und „Frieden“ in Kriegseinsätzen involviert.
Mit der der Gründung des KSK (Kommando Spezial Kräfte) 1996 wandelte sich die ehemalige „Verteidigungsarmee“ endgültig zur Angriffsarmee. Dass die KSK und ihr Kommandant sich dabei in der Tradition der Wehrmacht sehen, scheint niemanden zu stören und ist schließlich auch nur ein weiterer Ausdruck der nicht vorhandenen Auseinandersetzung innerhalb der Bundeswehr mit den Wehrmachtsverbrechen.
Staatlich geführte Kriege sind niemals im Interesse von Humanität, Frieden und Freiheit. Krieg ist ein machtpolitisches Element, mit welchem die Staaten ihre Macht verfestigen und ausweiten. Krieg ist und bleibt ein Verbrechen, und „Soldaten bleiben Mörder“.

Nicht nur dass die Bundeswehr weltweit in Kriege involviert ist – sie sorgt auch für eine Militarisierung im Inneren. Der diskutierte Einsatz der Bundeswehr bei Großdemonstrationen, der dann schließlich, auch ohne Rechtsgrundlage, beim G8 2007 in Heiligendamm durchgeführt wurde, ist nur eine Spitze dieser Tendenz. Andere Ausdrücke sind die Rekrutierungsveranstaltungen in Arbeitsämtern, Infotische in der Innenstadt (oder vor Schulen) oder Propagandaveranstaltungen mit der Bundeswehr Big Band.
So schafft sich die Bundeswehr Akzeptanz. Akzeptanz für globale Kriege, für Hierarchien, für Männerbünde und eine menschenverachtende Ideologie.
Eine militarisierte Gesellschaft, die geprägt von Angst und Hass, von Befehl und Gehorsam, in den Menschen hinter den erfundenen – aber trotzdem sehr realen – Grenzen nur Feinde und Störenfriede sieht, ist die negativ Utopie, die wir verhindern werden.

Es gibt tausend weitere Gründe gegen die Bundeswehr und Militarismus zu sein, sie würden den Umfang sprengen.
Es geht uns, den Unterstützer_innen des Totalverweigerers, aber auch gar nicht nur um eine radikale Ablehnung der Bundeswehr. Es geht darum den kapitalistischen Normalzustand nicht zu akzeptieren, denn dieser bedeutet Krieg, Unterdrückung und Armut – weltweit und permanent.
Eine Verweigerung gegenüber den Strukturen, die diese Weltordnung aufrecht erhalten, kann nur bei jedem und jeder selbst anfangen. Im Kampf für ein selbstbestimmtes, herrschaftsfreies Leben stoßen wir zwangsweise immer wieder mit Autoritäten – in diesem Fall dem Militär – zusammen. Hier beginnt unser Widerstand.

Der Zivildienst

Der so genannte Zivildienst ist ein Ersatzdienst für den Dienst an der Waffe.
Im „Kriegsfall“ sind die Aufgaben der ehemaligen Zivis u.a. die „zivile Verteidigung“ – was im Endeffekt schlichtweg bedeutet, dass sie für die Aufrechterhaltung des Militär- und Kriegsapparates zuständig sind. Angesichts moderner Kriegsführung, in welcher die Anzahl der Soldaten immer mehr an Bedeutung verliert, eine für den Staat unverzichtbare Aufgabe.
Damit ist der Zivildienst integraler Bestandteil der Kriegsführung.
Zivildienst ist Kriegsdienst – die Verklärung als Alternative zum Soldatentum ist bloße Augenwischerei und sorgt dafür, das potentiell aktive Antimilitaristen ruhig gestellt sind.
Ein weiterer unschöner Nebeneffekt des Zivildienstes ist, dass dieser inzwischen für die Caritas und Altenpflege in Deutschland unverzichtbar geworden ist und daher so eine Abschaffung der Wehrpflicht behindert wird.
Die Abschaffung der Wehrpflicht ist allerdings keine Lösung, wir fordern die Abschaffung der kompletten Armee.
Für ernsthafte (radikale) Linke, Antimilitaristen oder emanzipatorisch denkende Menschen gibt es keine konsequente Alternative zur Totalverweigerung.

Solidarität

Die Totalverweigerung Jan-Patricks betrifft uns also alle. Es geht uns alle an, dass jemand im Knast sitzt – für seine Ideen und für seine individuelle Selbstbestimmung.
Totalverweigerung ist nicht sonderlich populär. Was vor allem an den zu befürchtenden Konsequenzen liegt. Neben dem Bundeswehr-Arrest wartet ein Gerichtsverfahren auf den Totalverweigerer. Um so mehr braucht Jan-Patrick unsere Unterstützung.

Sammelt Geld, macht Aktionen, schafft Öffentlichkeit und lasst Jan-Patrick nicht allein – schreibt Briefe und schickt Pakete.

Schaut auf totalverweigerung.blogsport.de – für aktuelle Infos, Kontaktmöglichkeiten und Bankverbindung.

oder tragt euch per E-Mail an totalverweigerung|@|riseup.net in den Mailverteiler ein.

Jan-Patricks Adresse in Strausberg im Arrest:

Jan-Patrick Ehlert
Barnim-Kaserne, 18. Kompanie Luftwaffenausbildungsregiment
Umgehungsstraße 1
15344 Strausberg

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