Kriegsgerät interessiert uns (und die CDU) brennend

„Kriegsgerät interessiert uns brennend!“ Hinter diesem provokanten Titel verbirgt sich die Werbung für eine Podiumdiskussion mit AktivistInnen, die mit antimilitaristischen Aktionen in den reibungslosen Ablauf der Militärmaschinerie eingriffen. Das sich aus eher langweiligen und tendenziell hierarchischen Vermittlungsformen wie Podien selten widerständige, kreative Aktionen entwickeln, bewahrheitete sich auch wieder am Samstag.

Doch auf spießige Hinterbänkler der CDU ist immer Verlass, wenn es um das Schüren von Ängsten bei BürgerInnen oder anderseits der Konstruktion von politischer Wichtigkeit und Gefährlichkeit bei sogenannten Autonomen geht. Frank Henkel (CDU) war sich nicht zu schade, mit einer Anfrage im Berliner Abgeordnetenhaus zum Thema „Kriegsgerät interessiert uns brennend“ fleißig die Werbetrommel zu rühren. Innensenator Körting (SPD) konnte zu seinem Bedauern keinen Grund für ein Verbot der seiner Meinung nach „schäbigen“ Veranstaltung finden. Körting erklärte, dass es keine Grundlage für ein Verbot gäbe, da leider nicht zu Straftaten „aufgerufen“ werde. Aber Körtings Verständnis von freier Meinungsäußerung offenbart sich gleich im nächsten Satz: Die Veranstaltung werde mit polizeilichen Massnahmen belegt, da Straftaten „angekündigt“ seien. Den Unterschied bemerkt? Und erfunden ist die „Ankündigung von Straftaten“ nebenbei auch…

Navy-Flugzeug kaputt
Zu sehen waren die Cops während der Veranstaltung zumindest nicht. Nicht einmal die „übliche“ Wanne vor der Haustür zu Einschüchterung war sichtbar. Inhaltlich stellten die drei ReferentInnen zu Beginn ihre Aktionen vor. Damien aus Irland drang 2003 auf den militärischen Teil des Flughafens Shanon ein. Über diesen Flughafen werden bis heute SoldatInnen und Material in den Irak transportiert. Dort beschädigten sie ein Navy-Flugzeug mit Hämmern. Dieses war gerade frisch repariert, denn bereits wenige Tage vorher hatte eine Aktivistin es auf ähnliche Weise beschädigt. Die Billanz: 1,5 Millionen Dollar plus 2,5 Millionen Dollar Schaden und Freispruch, weil die Jury fand, dass es völlig legitim sei, Flugzeuge zu entwaffnen, wenn diese im Irakkrieg eingesetzt werden sollen.

Atombombenradar zerstört
Barbara aus den Niederlanden zerstörte 2003 mit einem Hammer eine Radarstation zur Steuerung von Atomwaffen und ließ sich anschließend verhaften, obwohl sie hätte fliehen können. Ihre Untersuchungshaft entfachte so viel Wirbel, dass sie nur zu 48 Arbeitstunden verurteilt wurde. Diese Verurteilung erfolgt nicht wegen Sabotage, sondern wegen Widerstand und Beleidigung. Dies hat es jedoch nur in der Fantasie der PolizistInnen gegeben. Um ihre Lügen zu decken, ließen sie sogar die Aufzeichnungen der Überwachungskameras verschwinden. Der Trick scheint nicht nur den Husumer Cops gekommen zu sein…

Gleisblockade in Nordfriesland
Aus Nordfriesland berichtete Hanna über die Gleisblockade eines Kriegstransports. Sie hatte sich im Gleisbett angekettet, um die Verlegung von Husumer Flugabwehreinheiten im Kontext der Nato Response Force zu verhindern. Sie protestierte damit für die Abschaffung der Bundeswehr.

Ein Geschenk aus Irland
Gegen Ende der Veranstaltung schenkte Damien Hanna eine aufblasbaren Plastikhammer in den irlandischen Nationalfarben. Damien hofft, ihn auf Aktionsfotos vielleicht einmal wieder zu sehen…

Diskussion und Podium?
Die angestrebte Diskussion um Perspektiven eines militant antimilitaristischen Widerstandes wurde natürlich nichts. Wie auch? Bei einer Podiumsdiskussion?

Alternativen zu hierarchischen Frontalpodien:
https://www.projektwerkstatt.de/hoppetosse/hierarchNIE/fishbowl.html

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