Brief vom 19.01.2010 an Kriegsminister Guttenberg

Protestbrief an Kriegsminister Guttenberg

(Vor- und Nachname)
(Straße und Hausnummer)
(Postleitzahl  Ort)                                                                 19.1.2010

Bundesministerium der Verteidigung
z.H. Minister Guttenberg
Stauffenbergstraße 18
10785 Berlin

Sehr geehrter Herr Kriegsminister,
(nach Ihren jüngsten Äußerungen in der Presse, nach denen Sie verstehen könnten, dass Soldat_Innen die Geschehnisse in Afghanistan als Krieg wahrnehmen würden, hoffe ich, dass sie mir diese Bezeichnung für ihr Amt ebenfalls nicht übel nehmen).

Seit dem 1.1.2010 leistet Finn Ingwersen aus Bredstedt seinen Grundwehrdienst in der Clausewitz-Kaserne in Nienburg/Weser beim 7.Btl. Elektronische Kriegsführung 912 ab. „Ich bin zur Bundeswehr gegangen, weil ich wissen wollte, was an den Gerüchten dran ist“, kommentiert Finn seine damalige Entscheidung. „Ich dachte: Das sind doch auch nur Menschen. Das kann doch nicht so schlimm sein.“ Mittlerweile sieht Finn das anders: „Erst hier beim Bund sieht man Waffen in Wirklichkeit. Das ist ganz anders als im Fernsehen. Erst hier habe ich verstanden, dass diese Dinger nur zum Töten da sind!“ Außerdem verstünde er nicht, wie sich Menschen ernstlich einbilden könnten, dass sie ausgerüstet mit diesen Tötungsinstrumenten Schulen bauen oder Brunnen bohren könnten. Zudem seien ihm seit seinem Einrücken ernsthafte Zweifel an der Legitimität eines bewaffneten Zwangsapparates wie der Bundeswehr gekommen. „Mittlerweile lehne ich den Dienst an der Waffe aus Gewissensgründen ab“.

Herr Guttenberg, tun Sie es Finn gleich. Übernehmen Sie Verantwortung. Entziehen Sie dem auf Befehl und Gehorsam basierenden Herrschaftsinstrument Bundeswehr, das zur Absicherung der ungerechten Weltwirtschaftsordnung eingesetzt wird, die Legitimität, und verweigern auch Sie den Kriegsministeriumsdienst.

Falls Sie befürchten, dass die Aufgabe ihres gutbezahlen Posten als hochangesiedeltes Rädchen im kapitalistischen Ausbeutungssystem bei Ihnen zu Existenzängsten führt, dürfen Sie sich gerne mit mir in Verbindung setzen. Zusammen finden wir sicher ein Hausprojekt oder eine Polit-WG, die Sie aufnimmt, und in einem neuen Leben solidarisch unterstützt.

Mit freundlichen Grüßen
(Unterschrift)

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