Menschenjäger, wann werdet ihr kapieren: Für Jeden, den ihr kriegt, werden 12 andere nicht marschieren!
1.10.08. Strausberg. Der Totalverweigerer Moritz Kagelmann aus Neumünster, der im letzten Jahr 55 Tage in Bundeswehrarrest eingekerkert war, wurde gestern vom Amtsgericht Strausberg zu 60 Tagessätzen a 10 Euro verurteilt. Der Bundeswehr dürfte damit nicht geholfen sein, denn mit dem Flensburger Jan-Patrick Ehlert rügt gleich der nächste überzeugte Antimilitarist in die Kaserne ein, um konsequent jeden Befehl zu verweigern.
Der Prozess gegen Moritz
Extra mit einem Bus waren sie nach Strausberg gekommen. Etwa vierzig UnterstützerInnen aus Schleswig-Holstein, Berlin und Mecklenburg-Vorpommes ließen es sich nicht nehmen, am Prozess gegen Moritz Kagelmann aus Neumünster teilzunehmen. Das sorgte auch für die erste Verspätung, denn der Gerichtssaal war zu klein, und die vorsitzende Richterin ließ erstmal das Essemble in einen größeren Raum umziehen. Dieser war bereits für den Prozess reserviert. Auch sonst hatte sich die Richterin vorbereitet: Sie verzichtete konsequent auf die sonst üblichen Scharmützel mit dem Publikum wegen der Verweigerung der in Gerichten üblichen Unterwerfungsrituale Mütze abnehmen und aufstehen.
Pannen im Gerichtssaal
Doch trotzdem ging der Ruf der „gewaltbereiten Autonomen“ nicht ganz spurlos an ihr vorbei. So unterliefen ihr zwei schwere Pannen: Sie vergaß den als Zeugen anwesenden Bundeswehr-Offizier vor Verlesung der Anklageschrift hinauszuschicken, und nach der Befragung durch den Staatsanwalt entließ sie direkt den Zeugen, ohne sich bei der Verteidigung erkundigt zu haben, ob diese noch Fragen habe. Aber ihre Unsicherheit war unbegründet: Als einige wenige Menschen versuchten, z.B bei Verlesung der Anklageschrift den Staatsanwalt zu stören, forderten einige UnterstützerInnen selber Ruhe ein. Und so kam das Gericht letztlich auch mit dem Einsatz von genau Null PolizistInnen und JustizwachtmeisterInnen im Gerichtssaal aus, als die Richterin vor der Urteilsverkündung die Menschen, die nicht aufstehen wollten, „bat“, hinaus zu gehen.
Das Urteil
Nach einer halben Stunde Verhandlung schloss sich im Urteil die Richterin der Forderung der Staatsanwaltschaft nach 60 Tagessätzen an, reduzierte jedoch auf Anraten der Verteidigung die Tagessatzhöhe auf 10 Euro. Die Verteidigung verzichtete trotz der Verfahrensfehler auf das Einlegen weiterer Rechtsmittel.
Wieder totaler Kriegsdienstverweigerer in Strausberg
Für die Bundeswehr erwies sich dieses Urteil jedoch als Bumerang. Denn anstatt eine abschreckende Wirkung zu haben, rückte mit Jan-Patrick Ehlers aus Flensburg nur wenige Stunden später der nächste Totalverweigerer in die Kaserne ein. Eine große Gruppe von UnterstützerInnen begleitete seinen Gang durch das Kasernentor in Strausberg und bekam gleich eine gratis Kostprobe der menschenverachtenden Umgangsweise in der Bundeswehr.
Gratis-Kostprobe: Umgangston bei einer Armee
Um dem durch das Kasernentor gegangenen Jan-Patrick besser nachwinken zu können, stieg eine Person auf einen vor dem Schlagbaum als Fahrbahnteiler installierten Betonkübel. Dieser Normverstoß war für eine der Wachen wohl jenseits des Vorstellungsvermögens. Also verlies der Mann sein Wachhaus, um laut schreiend die Person mit den Worten: „Komm da sofort runter!“ anzubrüllen. Was natürlich den genau gegenteiligen Effekt hatte. Zwei weitere Personen bestiegen weitere Fahrbahnteiler, und begannen gemeinsam, den Uniformierten auszulachen. Wobei dieser durch weitere Wutanfälle mit den Worten: „Findest du das witzig?“ seine Begriffsstutzigkeit unter Beweis stellte. Eine Diskussion über Sinn und Zweck von Befehlen scheiterte, da der Sicherheitsmann sich unverrichteter Dinge unter Gelächter in sein Wachhaus trollte.
Solidarität mit antimilitaristischen TotalverweigererInnen
Bitte unterstützt Jan-Patricks Totalverweigerung mit Briefen und Paketen. Helft der Soli-Gruppe mit Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit und Spenden!
Mehr:
www.totalverweigerung.blogsport.de
Kontakt:
Jan-Patrick Ehlers
Barnim-Kaserne, 18. Kompanie Luftwaffenausbildungsregiment
Umgehungsstraße 1
15344 Strausberg
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